“Yoga ist he cessation of the fluctiation of the mind.
Then man abides in his real nature.”

– Patanjali, Yoga Sutra I.2, I.3

Zur Geschichte
Ausgrabungen im Indus Tal brachten Funde zutage, die Figuren in Meditations- und Yogapositionen, so genannten Asanas, zeigen. Die Funde ließen sich auf die Zeit um 3000 v. Chr. datieren. Hinduistischen Schriften zufolge existiert Yoga seit unzähligen Jahrtausenden.

Der Begriff
Der Begriff Yoga stammt aus dem Sanskrit und lässt sich am ehesten mit “Einheit” übersetzen. Manche übersetzen es auch in Referenz zu dem englischen Verb „to yoke“, was auf den aktiven Prozess des Ziehens, Dehnens und Zusammenbringens auf körperlicher, sowie geistiger Ebene anspielt. Zugleich bezeichnet Yoga eines der sechs, auf den heiligen Schriften des Hinduismus, den Veden, basierenden, orthodoxen Systeme hinduistischer Philosophie: Sankhya, Yoga, Vedanta, Mimamsa, Nyaya und Vaisesika.

Ziel
Das Ziel der des Yoga praktizierenden bleibt unberührt von den verschiedenen Auslegungen des Wortes stets gleich: Das eigene Selbst zu realisieren und in Einheit zu bringen. Alleine die bloße Bemühung, dieses Ziel zu erreichen, also das regelmäßige Üben von Yoga, führt zu Stressabbau, einem gesunden und leistungsfähigen Körper und nachhaltiger Entspannung.

Die verschiedenen Pfade
Yoga wird oftmals gleichgesetzt mit Hatha Yoga. Hatha bezeichnet den bekanntesten Yoga Pfad, der durch das praktizieren körperlicher Übungen, der so genannten Asanas, gekennzeichnet ist. Entgegen dieser Vorstellung beinhaltet Yoga neben Hatha Yoga eine Vielzahl verschiedener Pfade wie z.B. Bhakti Yoga, Karma Yoga, Mantra Yoga, Kriya Yoga, Tantra Yoga, Jnana Yoga und Raja Yoga.

Das Raja Yoga des Patanjali
„Raja“ bedeutet königlich bzw. komplett. Dieser Yoga Pfad beinhaltet Elemente aller anderen Pfade. Entwickelt wurde dieses System um das Jahr 200 v. Chr. von dem indischen Weisen Patanjali, der bis heute als Inkarnation Krishnas verehrt wird. Raja Yoga beinhaltet acht Stufen, die Yogis auf dem Weg zur Erleuchtung der Reihenfolge nach zu erklimmen haben:

1. Yama – Moralkodizes
2. Niyama – Reinigung und Studium
3. Asana – Stellungen
4. Pranayama – Atemkontrolle
5. Pratyahara – Sinneskontrolle
6. Dharana – Konzentration
7. Dhyana – Meditation
8. Samadhi – Erleuchtung

Asana ist also lediglich die dritte Stufe innerhalb eines achtgliedrigen Pfades. Da die Konzepte von Yama und Niyama allerdings schwer zu erfassen sind für Menschen, die noch keinerlei Berührung mit Fernöstlichen Traditionen und Philosophien hatten, beginnt der Weg für die meisten Yoga praktizierenden im Westen mit Asana. Die für die Asana Praxis erforderliche Disziplin und Atmung wird dem Yogi die Auseinandersetzung mit Yama und Niyama erleichtern. Die Reise kann beginnen.

Jenseits von Asana
Yoga kann so über die Asana Praxis hinaus zu einer spirituellen Disziplin werden, muss es aber nicht. Bleibt eine Beschäftigung mit den anderen Gliedern aus, bleibt es trotzdem bei einer äußerst effektiven Körperertüchtigung mit dem Ziel eines widerstandsfähigen, kräftigen und dennoch flexiblem Körpers. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In der Wahl ist man vollkommen frei. Gut oder schlecht gibt es nicht: Jeder wird sein Yoga so gestalten, wie es im Hinblick auf Lebensumstände und Ziele angemessen und möglich erscheint.

Ashtanga Yoga
Das Wort Ashtanga setzt sich aus den Sanskrit Worten „ashto“ (acht) und „anga“ (Glieder) zusammen. Es bezieht sich dabei direkt auf die acht Glieder von Patanjalis Raja Yoga. Der Begriff „Ashtanga Yoga“ wird oft missverstanden: Jede Form von Yoga, die Patanjalis achtgliedrigem Pfad folgt, wie z.B. auch Iyengar und Sivananda Yoga, ist der Definition nach Ashtanga Yoga.

Ashtanga Vinyasa Yoga
Was oft tatsächlich gemeint ist, wenn der Begriff Ashtanga Yoga fällt, ist Ashtanga Vinyasa Yoga. Diese Form von Ashtanga Yoga wurde entwickelt von dem Brahmanen Sri Tirumalai Krishnamacharya. Der Legende nach entdeckte er in der Bibliothek von Kalkutta uralte Manuskripte auf Palmblättern, die so genannte „Yoga Korunta“, die verschiedene Sequenzen von Asanas enthielten. Diese Schriften übersetzte er und legte damit den Grundstein für das moderne Hatha Yoga. Ashtanga Vinyasa Yoga, Iyengar Yoga und Vini Yoga wurzeln direkt im Yoga Krishnamacharyas und werden bis heute von ehemaligen Schülern und Nachkommen Krishnamacharyas, wie Sri K. Pattabhi Jois, B.K.S. Iyengar und T.K.V. Desikachar, gelehrt.